„Am 18. Mai 1915 ordnete Seine Majestät Kaiser Franz Josef I die Aufstellung der Standschützen an. Aufgabe war es Tirol zu verteidigen und zu behaupten. Der Alarmbefehl wurde durchgeführt, in dem derselbe mittels Telegraf, Telefon, Radfahrer und Boten in alle Täler und auf alle Höhen getragen wurde. In 24 Stunden rollten schon die ersten Züge nach Süden, wo die Bataillone in die Abschnitte und Brigaden eingeteilt wurden. Über Nacht wurden aus den Standschützen ,,Soldaten“. Circa 40.000 Mann eilten aus dem erschöpften Tirol zu den Waffen mit dem Rufe: ,,Net oan Stoin soll’ns kriagn.“ Greis und Jüngling, Schulter an Schulter gingen gegen den welschen Verräter in das Feld. In den Ortschaften sah man nur mehr Weiber und Kinder – die Männer waren in Galizien oder tot

Das Kufsteiner Bataillon hatte sich am Pfingstsamstag, den 22. Mai 1915 in Kompanie-Kolonnen am Oberen Stadtplatz aufgestellt. Um 4 Uhr Nachmittags wurde dem militärischen Berater, Kaiserjäger-Hauptmann Grafen Constantin Thun-Hohenstein vom Bataillonskommandanten Major Josef Sailer, Oberschützenmeister und Spengler in Kufstein der Stand des Bataillons gemeldet: ,,Das Bataillon besteht aus 4 Kompanien von zusammen 567 Mann, 26 Pferden, 7 Wägen, 5 Feldküchen.“ …

… „Erzbischöflicher geistl. Rat Dekan Obersteiner segnet das Bataillon. Unser Feldkurat Dr. Adamer hielt von Kinkdenkmale aus, eine ergreifende, dem Ernst der Zeit entsprechende Ansprache und erteilte die Generalabsolution. Der Großteil der Kufsteiner war auf den Füßen um den in das Feld ausrückenden Standschützen das Geleite zum Bahnhof zu geben.

Um 6 Uhr Abends marschierte das Bataillon unter den Klängen der Stadtmusik zum Bahnhofe. Es war ergreifend. Jünglinge kaum dem Knabenalter entwachsen, marschierten festen Schrittes mit leuchtenden Augen, neben ergrauten Männern. Die Straßen waren dicht besetzt. Viele tränenumflorte Augen, warmes Händedrücken, Abschiedsschwenken sah man. In den meisten Herzen wird es gepocht haben, im Geiste wird die Frage aufgestiegen sein: ,,Ob wir uns wieder sehen?“ Auch am Bahnhofe war ein reges Leben. Ein Separatzug stand in Bereitschaft,Einwaggonierung; um 8 Uhr Abends Abfahrt.

Letztes Händedrücken, Abschiedswinken, bis der Zug um den Zellerberg fuhr. Trompetensignale und Extramärsche wurden beim Passieren von Ortschaften geblasen. Am Pfingstsonntag, den 23. Mai um 5:30 Uhr Früh Ankunft in Franzensfeste. Auswaggonierung. Um 8 h Vormittags Abmarsch Richtung Mühlbach im Pustertal. Herrliches Wetter, fröhliche Stimmung während des Marsches. Ankunft in Mühlbach um 11:00 Uhr Mittags. Einquartierung verlief gut. Offiziermesse im Gasthaus zur Sonne.“

KUFSTEIN IM 1. WELTKRIEG:

Dat.: „1568“