Gründung

Aus der Gründungsgeschichte des Kufsteiner Heimatvereins
Die Gründungsversammlung des „Historischen Vereines“ fand am 23. März 1906 im Gasthaus Waldl (am Unteren Stadtplatz) nach erfolgter Genehmigung der Satzungen statt. Der Ausschuss vereinte sich zur statutenmäßigen Verteilung der Vorstandsämter und wurden gewählt: 1. Vorsitzender Dr. Lenz, 2. Dekan Mayer, 1. Schriftführer Weinberger, 2. Schriftführer Meißner, Klassier Offizial Hofmann. Vorstand Dr. Lenz hielt einen Vortrag über Hallstatt und seine Funde und ruft die Heimatfreunde zur Unterstützung des historischen Vereines auf, welcher der Allgemeinheit und der Stadt Kufstein von Nutzen sein wird.

Anfangs September 1906 wurde in der Tischoferhöhle durch Hofrat Professor Wieser, Innsbruck, Prof. Schlosser, München, mit Herren des historischen Vereines und sechs Arbeitern Ausgrabungen vorgenommen, welche überraschende Ergebnisse hatten. Es wurden Menschenknochen, Gefäße, Bronzenadeln, ein Steinbeil und ein Höhlenbärenschädel gefunden. Die Ausgrabungsarbeiten erfolgten auf Grund eines für drei Jahre gültigen Kontraktes und die Funde bleiben Eigentum des historischen Vereines

Am 2. November 1906 berichtete im Gasthof „Drei Könige“ (heute Firma Eder am Franz-Josefs-Platz) in einer Versammlung des historischen Vereines Konservator Prof. Schlosser von der geologischen Sammlung des königlich-bayerischen Staates in München über die Funde in der Tischoferhöhle. Für seine große erfolgreiche Arbeite und seinen inhaltsreichen Bericht dankte Obmann Dr. Lenz in herzlichen Worten.

Im Historischen Verein hielt am 22. Mai 1908 der Geologe Dr. Kurt Leuchs einen beifälligst aufgenommenen Vortrag über die geologische Geschichte des Kaisergebirges im vollbesetzten Eggerglassalon. Der von Dr. Lenz begrüßte Vortragende konnte sich nur kurz fassen und auf die Hauptgrundzüge der Darstellung beschränken. Die Gesteine des Kaisergebirges, durchwegs Meeresablagerungen, sind Buntsandstein, Myophorenschichten, Muschelkalk, Wettersteinkalk, Reibler Schichten, Hauptdolomit, Plattenkalk, Kössener Schichten. Während der Eiszeit hat der große Inngletscher über 100 m Höhe erreicht.

Vom neubegründeten „Ausschuss für Naturpflege und Heimatschutz in Kufstein“ erging im Jänner 1908 die Einladung zur Gründung von Ortsausschüssen in den größeren Orten Tirols und die Anregung zur Bildung eines Landesausschusses. Im historischen Verein hielt Eduard Lippott einen Vortrag über Zweck und Ziele des zu bildenden Ausschusses, in welchen Dr. Lenz und J. Weinberger gewählt wurden. Professor Rudolf Sinwel verfasste eine ausgezeichnete die Heimatschutzinteressen fordernde Werbeschrift „Aufgaben des Heimatschutzes in und um Kufstein“.

Ein Ehrentag war der 29. Juni 1908 für den Historischen Verein, der die in der Unteren Schlosskaserne untergebrachte Sammlung mit den von Prof. Schlosser mühevoll aufgestellten Funden aus der Tischoferhöhle mit der Höhlenbärengruppe, dem Grundstock des Heimatmuseums, eröffnen konnte. Obmann Dr. Lenz begrüßte die erschienen Vertreter der k.k. und k.b. Ämter und Behörden sowie die Vereinsmitglieder und sprach dem hochverdienten, bewährten Freunde des Vereines Konservator Dr. Schlosser in München den herzlichsten Dank aus, ebenso Steueramtskontrollor Hofmann, der seine Funde in der Tischoferhöhle dem Verein geschenkt hat. Den Beiden wurde die Ehrenmitgliedschaft des Historischen Vereines verliehen. Bürgermeister Egger spendete dem Verein und seinem Obmann warme Anerkennung und versprach kräftige Unterstützung der Bestrebungen des Vereines. Eine Anzahl Vereinsmitglieder haben sich um die geschmackvolle Anordnung der gespendeten kunstgewerblichen und anderen Antiquitäten im zweiten Saal verdient gemacht. Würdig und eindrucksvoll verlief die kleine Eröffnungsfeier.

Quelle: Schlern-Schriften, Kufsteiner Buch, II. Band – zusammengestellt von Franz Biasi, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1958