Starke Frauen haben zu allen Zeiten in Kufstein die Geschichte dieser Stadt mitgeprägt.


Neben den vielen unbekannten, gab es auch Frauen deren Leben oder Arbeit öffentlich geworden sind. Dazu zählen sowohl sozial und politisch engagierte Frauen als auch Künstlerinnen, Schönheiten oder unglücklich Liebende. Erinnert werden soll beispielsweise auch an die hart arbeitenden Kaisertalbötinnen, die viele Jahrzehnte mit ihrer Buckelkraxn das Kaisertal mit allem Notwendigen versorgten. Vom 24. Mai bis 21. Juni 2013 findet in der „Bohne Tirols“ (Kinkstraße) dazu die Ausstellung Kufsteins Frauen statt. Organisiert und veranstaltet wurde diese von der Kufsteiner Frauen- und Mädchenberatungsstelle Evita .Dies Stadtführerin Mag. Anne Scholl hat zu diesem Thema auch eine spezielle Stadtführung zusammengestellt, auf der Interessierte mehr über die Geschichte dieser Frauen erfahren können: Wo lebten sie? Was leisteten sie, und wo findet man heute noch ihre Spuren?

Die Führung zum Thema Kufsteins Frauen kann von interessierten Gruppen gebucht werden. Informationen bei Evita Frauen- und Mädchenberatungsstelle  evita@kufnet.at oder bei Austriaguide Mag. Anne Scholl.

BIOGRAFIEN:

Franziska Kinz   (1897 Kufstein  –  1980 Meran)

FranziskaKinz

ist die Tochter des Fabrikanten Julius Kinz, der in Sparchen Landmaschinen produziert. Franziska bleibt nicht sehr lange in Kufstein. Nach Besuch der Handelsschule und geht sie nach München, wo sie Schauspielunterricht nimmt und bereits am 17. April 1918 mit dem kgl. Hoftheater (heute Nationaltheater) in Kufstein gastiert. Man spielt Schillers „Kabale und Liebe“. Franziska Kinz  wird an die großen deutschsprachigen Theater  verpflichtet, gastiert 1926 in New York und geht 1933 nach Berlin, wo sie auch Filme dreht. Nach dem Krieg kann sie diese Karriere  erfolgreich in 38 weiteren Filmen fortsetzen. Sie dreht mit Paul Hörbiger, O.W. Fischer, Susi Nicoletti, Maria Sebaldt, Marianne Koch, Wolf Albach-Retty, Fernandel  u.v.a.
Franziska Kinz war überzeugte Vegetarierin und Tierschützerin. Sie unterstützte den Bau eines Tierschutzheimes in  Innsbruck  und war zeitweise Präsidentin der Tierschutzliga.  Ihrer Heimatstadt Kufstein überschrieb sie ihren Grundbesitz in Sparchen, auf dem sich heute die Siedlung Frieden befindet.  Verheiratet war sie mit dem Filmautor und Journalisten Karl Heinz Kaesbach (geb. 1908), von Kindern ist nichts bekannt.

Sieghilde Pirlo    (1905 Kufstein  –  1978 Kufstein)

SieghildePirlo

ist die Tochter des Oskar Pirlo, Gründer der österr. Blechwarenfabrik Pirlo & Co in Sparchen, die heute noch erfolgreich am Markt besteht. Vom Vater, einem begabten und produktiven Hobby-Maler  erbt sie das Talent. Sie studiert in München an der Akademie der bildenden Künste bei   Prof. Ludwig v. Herterich, dem Mitbegründer der Münchner Secession, der sie zunächst fragt, was sie in seiner Malklasse zu suchen habe. Vermutlich, weil sie stets mit Siegh. Pirlo signiert, woraus sich das Geschlecht des Künstlers nicht eindeutig ergibt. Sieghilde Pirlo vervollständigt ihre Studien in Frankreich, Italien, Kroatien. Sie zeichnet,  malt impressionistische Landschaften en plein air, Porträts.
Sie stellt in Kufstein, Salzburg, Bologna  und Wien aus, die Albertina erwirbt eines ihrer Bilder. In der Zwischenkriegszeit gibt es in Kufstein eine „Künstlerkolonie“,  zu der neben Sieghilde Pirlo auch Oskar Mulley u.a. wie der Keramiker Walter Bosse, die Malerin Hilde Imfeld  oder Pfarrer Josef Mühlbacher  gehören.
Als Oskar  Pirlo 1949 starb, übernahm Sieghilde die Geschäftsführung von ihrem Vater, wobei in der Firma ein Atelier für sie eingerichtet wurde. Um sich ganz der Malerei widmen zu können, übergab sie ihren Teil der Firmenleitung 1965 an ihren Neffen. 1974 verlieh ihr Bundespräsident Jonas den Titel „Professor“, im Buch der Persönlichkeiten Europas findet man sie im Band über Österreich. Sie heiratete Heinrich Hödl, der die Buchhaltung der Firma leitete. Die Ehe blieb kinderlos.

Therese Zöttl  (1865 Kufstein – 1923 Tegernsee )

ThereseZöttl

ist die Tochter des Schreinermeisters Georg Zöttl  und seiner Ehefrau Johanna. Die Familie wohnt in der Kienbergstraße (heute Georg-Pirmoser-Str.). Vater Georg betreibt seine Werkstatt, die Mutter im Erdgeschoß eine Wäschebüglerei. Theres‘ ist ihr einziges Kind, das offenbar die Schönheit von der Mutter erbt.
 
Im August 1885 findet in Innsbruck das II. Österr. Bundesschießen statt, zu dem der Kaiser erwartet wird. Zu diesem Anlass sucht der Kufsteiner Oberschützenmeister eine Marketenderin. Seine Ehefrau Therese macht ihn auf die Tochter ihrer Wäscherin aufmerksam, und so wird die Zöttl Resi, wie sie allgemein genannt wird, zur Marketenderin. Eine bildhübsche, aufgeweckte junge Frau, die die Aufmerksamkeit Franz Josefs erregt. Noch in Innsbruck muss der Hoffotograf ein Foto herstellen, das die Kaiserin derart entzückt, dass sie dem Kufsteiner Bezirkshauptmann ein mit Diamanten besetztes Kreuz für die Resi zukommen lässt, welches dieser ihr überreicht. Die Kaiserin lädt die Familie nach Wien ein, wo weitere Porträts entstehen. Hoffotograf Krziwanek fotografiert, Therese Zöttl wird zu einer berühmten Schönheit in den bunten Illustrierten des deutschsprachigen Raums.
 
So fällt auch dem Berliner Zeitungstycoon August Scherl die junge Frau auf.  Scherl (geb. 1849)  ist seit April 1885 verwitwet und hat drei kleine Kinder. Er verliebt sich in das Bild und verliert keine Zeit.  Nach seinem achten Besuch in Kufstein willigt Theres samt den Eltern in die Heirat ein,  im Oktober 1886 wird geheiratet, das Ehepaar lebt in Berlin. Sie haben 4 Söhne, von denen der zweite, Georg, mit 4 Jahren stirbt. Die Kufsteinerin führt in Berlin in großer Zurückgezogenheit – ihr Gatte schätzt keinen gesellschaftlichen Glamour, wohl aber höchsten Luxus – einen sehr großen und großbürgerlichen Haushalt, das Ehepaar  reist sehr viel.
 
Vor dem 1. Weltkrieg verkauft August Scherl sein strauchelndes Imperium mit gutem Gewinn. Das von ihm geplante und gebaute Sommerhaus in Kufstein wird nicht wirklich gemocht und von den Schwiegereltern schließlich verkauft.  Die Scherls erweisen sich immer wieder als Wohltäter der Stadt Kufstein. Die Eheleute reisten sehr viel durch Europa. Theres, die wie ihre Eltern des Hochdeutschen mächtig war, sprach auch Englisch und Französisch. August Scherl starb 1921, fast zeitgleich mit Johanna Zöttl. Theres, gesundheitlich angegriffen, begab sich nach Egern am Tegernsee in jene Villa, in der sie mit der Familie viele Sommer verbracht hatte. Zwei Jahre nach ihrem Mann starb auch sie und wurde neben ihm und seiner ersten Frau Flora Roser (einer Steirerin) in Berlin am Friedhof der Luisenstadt-Kirche begraben.  Die Stadt Kufstein hat eine Straße nach August Scherl benannt.  

Friederike     gestorben 22.02. 1839? in Kufstein

Friederike

Die unglücklich Liebende?  Wir wissen es nicht. Und der  ihrer Asche gewidmete Gedenkstein gibt nach wie vor Rätsel auf. Die Garnison soll ihn errichten haben lassen, am Fuße des Festungsfelsen, von dem Friederike stürzte – oder sprang?
Im vormaligen „Auracher Garten“, in einer kleinen Anlage, ist er gestanden, der Gedenkstein. Heute finden wir ihn auf der Festung, über einer Kasematte, am Pfauenschwanz. Kirchenbücher und Militärarchive geben keine Auskunft. So bleibt nur die Erinnerung von Frl. Fanny Acker, einer hochbetagten Kufsteinerin, die die Geschichte aber auch nur aus Erzählungen kannte – und unsere Fantasie.  Friederike, Josef M. Metzler, Tiroler Heimatblätter Heft 5/6, 1932. Die Asche Friederikens, Erzählung von Robert Blunder, 2004

Aloisia (Luise) Fankhauser    (1917 Ebbs –    2004 Kufstein)

AloisiaFrankhauser

Bereits 1925 lebt sie, als eines von sechs Kindern,  in Kufstein und besucht hier nach der Hauptschule die städtische Weißnähschule. Bereits als junges Mädchen pflegt sie schwerkranke Patienten, geht dann für 2 Jahre als Kindermädchen nach Innsbruck, macht Pflegekurse für Wochenbett- und Hauskrankenpflege.
Sie geht in die NSV Krankenpflegeschule Wörgl (Vorschülerin)  und arbeitet ab 1943 bis Kriegsende  als Krankenschwester im Krankenrevier des Durchgangslagers Wörgl.  Im Juni 1942 heiratet sie ihren Mann Maximilian Fankhauser, mit dem sie vier Kinder hat. Schon im Kindesalter scheint sich zu zeigen, was Luise Fankhausers Bestimmung wird: Not leidenden Menschen hilfreich zur Seite zu stehen, ohne Rast und Ruh. So zieht sie neben ihren eigenen noch annähernd 60 Pflegekinder groß, dreißig Jahre lang, von 1945 bis 1975. Es saßen meist 7 Kinder um den Tisch herum. Sie besucht Pflegebedürftige im Altenheim, kümmert sich um die „Altennachmittage“ in der Pfarre und vieles mehr.
 
Als sie 1976 das Ehrenzeichen der Stadt Kufstein für besondere Verdienste erhält, schreiben die Pfarrnachrichten, dass mit ihr ein Mensch in Kufstein geehrt wurde, „der in stiller Größe nichts anderes versucht, als ein echter Christ zu sein.“   Mehr als 20 Jahre lang besucht Luise Fankhauser  Kufsteiner Patienten in der (damals noch so genannten) Nervenheilanstalt Hall und wünscht sich, mehr Kufsteiner würden dies tun. Diese aufreibende Tätigkeit wird von Erika Kühlechner unterstützt, die den Fahrdienst macht. Im April 1996 werden beide dafür vom SPÖ-Jugendklub Skorpio geehrt. Luise Fankhauser erhält den Generationspreis und Erika Kühlechner einen Tankgutschein. An dieser
Feier nehmen Vertreter  aus der Politik teil, die diese Form der Sozialarbeit nicht hoch genug schätzen können. Aloisia Fankhauser überlebte ihren Gatten um 20 Jahre.

Adele Stürzl  (1892 Wien   –   1944 München Stadelheim)

AdeleStürzl

Adeles Eltern, Maria und Johannes Sturz, stammen aus  Südböhmen und erhoffen sich in Wien ein chancenreicheres Leben. Als die Mutter stirbt, kommt Adele, zehnjährig, als Kindsdirn und Magd nach Südmähren, vermutlich zu Verwandten, später in einen Pfarrhof. Nach einigen schlimmen Jahren nimmt sie Reißaus und kehrt nach Wien zurück, wo sie schließlich über die Arbeitsvermittlung bei einer jüdischen Familie mit Lebensmittelgeschäft in der Taborstraße Arbeit findet. Sie kommt in Kontakt mit der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, sie vertieft ihre „Schulbildung“.
 
Als aus Budapest eine Arbeitsanfrage kommt, ergreift sie die Gelegenheit, sich beruflich zu verbessern. Dort lernt sie ihren Mann Hans Stürzl kennen, mit dem sie gegen Ende des I. Weltkriegs nach Kufstein kommt und Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs wird. Die Ehe bleibt kinderlos.  Adele setzt sich mit aller Kraft  für die Gleichberechtigung der Frauen und die Bekämpfung der Armut ein, gründet den Fürsorgeverein „Hilfsbereitschaft“, organisiert Streiks, wird in leitende Positionen der Ortspartei gewählt.  Aber es gibt immer wieder unterschiedliche Auffassungen über zu viele Themen, insbesondere auch den Nationalsozialismus,  und 1932 tritt Adele Stürzl aus der Partei aus und wird Mitglied  der KPÖ, wo sie gemeinsam mit anderen ihren Kampf fortsetzt. Nicht als „verbissene Rote“, sondern als lebenslustige, fröhliche Person, die daran glaubt, etwas tun zu müssen und zu können, damit die Welt eine bessere wird.
 
Nach dem „Anschluss“ an Hitlerdeutschland im  März 1938 bedeutet dies das Abtauchen in den Untergrund. Zum Verhängnis wird ihr 1942 die Hilfe für einen blutjungen Soldaten, der nicht mehr in den Krieg zurück will. Sie fliegt auf (durch Verrat?), wird verhaftet und kommt für 2 Jahre nach Innsbruck ins Gefängnis, wo sie jeder Qual und Folter widersteht und niemanden verrät.  Im März 1944 wird  sie mit 16 Mitgefangenen nach München ins Gefängnis Stadelheim überstellt, wo gegen sieben von ihnen im April das Todesurteil  verkündet wird. Am 30. Juni  wird Adele Stürzl im Alter von 51 Jahren mit dem Fallbeil hingerichtet. In Kufstein wurde eine Straße nach Adele Stürzl benannt und 1987 am Friedhof eine Gedenktafel enthüllt.

Maria Schwaighofer   (1873 – 1936 im Kaisertal ? )

Maria-Schwaighofer

Seit über 200 Jahren ist der Pfandlhof im  Kaisertal im Besitz der Familie Schwaighofer.  Mit dem Aufblühen des Fremdenverkehrs wird er Ende des 19. Jhdts zu einer der berühmtesten  Gaststätten Tirols. Dies nicht nur dank der traumhaft schönen Landschaft, die immer mehr Wanderer anzieht. Die Schwester des Wirtes Toni, die Maria, vulgo und Künstlername „Pfandl Moidl“ ist die große Attraktion.
 
Es heißt, sie sei das schönste Mädchen von Tirol. Die Moidl wird zum begehrten Fotomodell, die Postkarten werden im Pfandl verkauft, es gibt Autogrammstunden.  Ihretwegen und um von ihr flink und freundlich  bedient zu werden, kommen und bleiben die Gäste gern ein wenig länger.  Ihre „nachtschwarzen Augen“, ihre Sangesfreude ziehen die Wanderer magisch an. Sie bleibt unverheiratet, trotz allen Werbens. Sie will und kann ihr Tal nicht verlassen, dem sie zutiefst verbunden ist. Und wenn jemand sie zu sehr bedrängt, dann sagt sie Es san schon Schönere ledig gestorben als i. 1936 stirbt sie 63jährig, ihr Haar ist grau, ihre Hände zittern. Sie hat über Jahrzehnte sehr hart gearbeitet. Dennoch muss es ein solcher Schock gewesen, dass der Chronist ihren „frühen Tod“ beklagt. 1937 stirbt ihr Bruder Toni, der Wirt.
Beim Begräbnis der Moidl waren Tausende, die ihr das letzte Geleit gaben. Im Internet kann man heute noch Postkarten von ihr finden. Aber nur wenige. Als ob sich die Besitzer nicht davon hätten trennen können.

Creszenz Huber   (1822 Kundl – 1902 Kufstein)

Creszens-Huber

Die Goaßa Zenz wurde sie genannt, weil sie im Kaisertal als weitum berühmtes Original die Kufsteiner Ziegen hütete. Doch mit der Zeit gab es immer weniger Ziegen, die zu hüten waren. Auf Anraten von Dekan Hörfarter spezialisierte sich die Zenz auf das Kräutersammeln, denn auch davon verstand sie mehr als die meisten. Und mit der Zeit übernahm sie Botengänge für die Kaisertaler und wurde somit zur ersten Bötin im Tal. Sie erledigte Botengänge jeglicher Art für die Bewohner, weil man das Kaisertal bis noch vor wenigen Jahren nur zu Fuß erreichen konnte. Die Zenz war stets bester Laune, lustig und fidel, verrückt gekleidet und ein beliebtes Fotomotiv für die Wanderer. Nach ihrem Tod am 24. November 1902, „rechtmäßig versehen, ledige Kräutersammlerin“ gab es kein solches Original mehr. Auf ihrer Parte stand ein Gedicht neben ihrem Bild:
 
Achzig Jahrln scho oit
Und an Hintern scho koit
Uba flink auf d‘ Haxn
Und an Kopf voi Schnaxn.

Dat.: „1568“